Vertieft in seine wissenschaftlichen Experimente, die Pawel Fjodorowitsch Protassow zu Hause in seiner geräumigen Mietwohnung durchführt, bemerkt der Chemiker nicht, dass sich seine Frau Jelena von ihm vernachlässigt fühlt. Auch entgeht ihm, wie die ebenfalls im Haus lebende Melanija ihn geradezu wahnhaft verehrt. Protassows schöne Frau Jelena hingegen lässt sich täglich von dessen Studienfreund Wagin portraitieren, der sich längst unsterblich in sie verliebt hat. Tierarzt Tschepurnoj wiederum, Melanijas Bruder, liebt Protassows hochsensible, die Kraft der Sonne verehrende Schwester Lisa, um deren seelische Verfassung vor allem das alte Kindermädchen Antonowna rührend besorgt ist. So kreisen die Bewohner*innen des Elfenbeinturms um sich selbst, bis sich die wütende Stimme des hungernden und schwer arbeitenden Volkes unüberhörbar zu Wort meldet.
»Kinder der Sonne« entstand 1905 vor dem Hintergrund der Cholera-Aufstände an der unteren Wolga im Jahr 1892. Auf tragikomische Weise prallen darin die Abgehobenheit einer bildungsbürgerlichen Elite auf die blinde Wut einer in stumpfer Unwissenheit gehaltenen Arbeiterklasse, in welcher es – zwölf Jahre vor der Russischen Revolution – bereits lautstark rumort.
DAS STÜCK
Besetzung
- Inszenierung Jan Steinbach
- Bühne Franz Dittrich
- Kostüme Jule Dohrn-van Rossum
- Dramaturgie Sophia Lungwitz
- Licht Udo Groll
- Ton Timo Hintz
- Maske Kerstin Steinke
- Pawel Fjodorowitsch Protassow André Lassen
- Lisa, seine Schwester Alexandra Riemann
- Jelena Nikolajewna, seine Frau Katharina Otte
- Boris Nikolajewitsch Tschepurnoj Gernot Schmidt
- Melanija, seine Schwester Manuela Stüßer
- Dmitrij Sergejewitsch Wagin Leonard Lange
- Antonowna, Kindermädchen Natascha Mamier
- Nasar Awdejewitsch Hartmut Jonas
- Mischa, sein Sohn Hartmut Jonas
- Fima, Dienstmädchen Ewa Noack
- Jegor, Schlosser Patrick Hellenbrand
- Awdotja, seine Frau/ Luscha/ Roman Statisterie des Landestheaters
- Statisterie
Kritiken
Die Schauspieler wirken hinreißend in dieser Tragikomödie zusammen und verleihen ihren Figurenseelen großen psychologischen Tiefgang.
Lippische Landes-Zeitung