Seit vielen Jahren bewirtschaftet Wanja mit seiner Nichte Sonja das Landgut seiner verstorbenen Schwester. Mit den hart erarbeiteten Einnahmen finanzieren sie pflichtbewusst das Leben des einst verehrten Literaturprofessors Serebrjakow, Sonjas Vater und Wanjas Schwager. Als dieser in den Ruhestand tritt und beschließt, seinen Lebensabend auf dem Gut zu verbringen, gerät die gewohnte Ordnung aus dem Takt. Die Anwesenheit des wehleidigen, um sich selbst kreisenden Professors und seiner schönen, jungen Frau Jelena provoziert Wanja zu ununterbrochenen Sticheleien gegenüber dem Professor. Wanja, der den Professor in der Vergangenheit gemeinsam mit Sonja und seiner Mutter auch durch wissenschaftliche Zuarbeiten unterstützt hatte, fühlt sich um sein Leben betrogen. Gleichzeitig buhlt er gemeinsam mit dem befreundeten Landarzt Astrow, einem ökologischen Visionär, der sich in der Provinz aufgerieben hat und darüber zum trinkenden Zyniker geworden ist, um die Gunst der schönen Jelena. Diese hat zu spät erkannt, dass ihre Liebe zu dem alten Literaturprofessor „nicht echt“ war, ist nun aber an dessen Seite gefesselt und sehnt sich nach einem jüngeren Mann. Sonja wiederum ist seit langem in Astrow verliebt und wartet vergeblich darauf, endlich erhört zu werden.
Mit einem Mal sehen sich die Mitglieder dieser Gutsgemeinschaft mit der Frage konfrontiert: Gibt es in meinem Leben noch neue Horizonte zu erobern oder wurden längst alle Weichen unwiderruflich gestellt? Einzig die alte Kinderfrau Marina wirkt wie ein Fels in der Brandung der an die Oberfläche drängenden Gefühle und versorgt alle Gutsbewohner mit bewährten Hausmitteln aus einer längst vergangenen Zeit.
DAS STÜCK
Besetzung
- Inszenierung Jan Steinbach
- Bühne Franz Dittrich
- Kostüme Jule Dohrn-van Rossum
- Dramaturgie Sophia Lungwitz
- Alexander Wladimirowitsch Serebrjakow Jürgen Roth
- Elena Andrejewna Alexandra Riemann
- Sofja Alexandrowna (Sonja) Ewa Noack
- Maria Wassiljewna Wojnizkaja Julia Blechinger
- Iwan Petrowitsch Wojnizkij (Wanja) Heiner Junghans
- Michail Lwowitsch Astrow André Lassen
- Ilja Iljitsch Telegin Patrick Hellenbrand
- Marina Kerstin Klinder
Kritiken
Ein morbides Stück über unerfüllte Träume, ungestillte Sehnsucht nach Liebe und der Suche nach sinnerfülltem Leben, das zwischen Tragödie und Komödie changiert… Es sind einfache „Szenen aus dem Landleben“, die Regisseur Jan Steinbach aktuell und kauzig inszeniert.
Lippische Landes-Zeitung