»In Andorra lebte ein junger Mann, den man für einen Juden hielt«, so beginnt Max Frisch seine berühmte Parabel über Vorurteile, welche die Wirklichkeit erst schaffen, die sie angeblich beschreiben. Ein andorranischer Lehrer gibt seinen unehelichen Sohn, den Tischlehrling Andri, als »gerettetes Judenkind« aus und eine ganze Stadt erkennt in ihm »Jüdisches«, wie die »jüdische Intelligenz« und die »Heimatlosigkeit« — bis auf Barblin, die ihn liebt. Die Macht der Vorurteile zwingt Andri, die »jüdischen Verhaltensweisen« anzunehmen. Sein angebliches Jude-Sein sieht er bestätigt, als ihm die Heirat mit Barblin verwehrt wird. Schließlich geschieht ein Mord und Schuld hat – das versteht sich von selbst – niemand. Max Frisch führt den Antisemitismus in einem Stück ohne Juden vor und entwirft mit »Andorra« eine Parabel über die Mechanismen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Vorurteilen und Meinungsmache gegen das Anderssein. Zum Titel »Andorra« äußerte sich Max Frisch in den Anmerkungen zum Stück: »Gemeint ist natürlich nicht der wirkliche Kleinstaat dieses Namens, nicht das Völklein in den Pyrenäen, das ich nicht kenne, auch nicht ein anderer wirklicher Kleinstaat, den ich kenne. Andorra ist der Name für ein Modell«.
DAS STÜCK
Besetzung
- Inszenierung Alexander Schilling
- Bühne Stephan Mannteuffel
- Kostüme Stephan Mannteuffel
- Dramaturgie Arne Bloch
- Andri Emanuel Weber
- Barblin Ewa Noack
- Der Lehrer Patrick Hellenbrand
- Die Mutter / Die Senora Natascha Mamier
- Der Soldat André Lassen
- Der Wirt Heiner Junghans
- Der Tischler Henning Bormann
- Der Doktor Jürgen Roth
- Der Geselle Adrian Thomser