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Interview mit einem Tubisten

Wussten Sie schon, dass die Tuba zum »Instrument des Jahres 2024« gekürt wurde? Unser Tubist Tobias Ravnikar erzählt im Gespräch mit Anna Neudert von seiner musikalischen Laufbahn und den verschiedenen Möglichkeiten seines Instruments.

 

Danke, lieber Tobias, dass du uns von etwas von deinem Instrument erzählst. Ist Tuba das erste Instrument, das du gelernt hast?
Bei mir war es tatsächlich erst das Tenorhorn, mit dem ich angefangen habe. Mit sieben Jahren, glaube ich, habe ich Tenorhorn-Unterricht bekommen.

Mit 13 bin ich zur Tuba gewechselt. Aber schon bei dem Tenorhorn habe ich für mich entdeckt, dass ich das gerne professionell machen möchte. An der Hochschule für Musik in Detmold gab es 2006 eine Sommerakademie. Dort hat es mir so gut gefallen, dass ich mich entschieden habe, Musiker zu werden und Musik zu studieren. Das Problem war nur, dass in einem Symphonieorchester nur sehr selten ein Tenorhorn zum Einsatz kommt. Deswegen hätte es für mich keinen Sinn ergeben, das zu studieren.

Und so musste ich mich eben entscheiden zwischen Posaune, Tuba und Horn. Ich habe mich schließlich für die Tuba entschieden, weil das am naheliegendsten war: Das Ventilsystem des Tenorhorns ähnelt dem der Tuba – bei einer Posaune hätte ich erst auf das Zugsystem umlernen müssen.

 

Das heißt, du wusstest schon immer, dass du im Symphonieorchester spielen möchtest?

Nicht unbedingt im Symphonieorchester, aber ich wollte einfach den Beruf des*r Musikers*in erlernen. Bei der Akademie war ich zum ersten Mal wirklich unter Musiker*innen und wir haben uns gut verstanden. Es hat Spaß gemacht, etwas mit den Professor*innen zu erarbeiten. Und so ungefähr habe ich mir dann auch den Beruf und das Studium vorgestellt. Das Musizieren an sich hat es mir angetan.

 

Wie war der Wechsel von dem Tenorhorn zur Tuba für dich?

Man braucht viel mehr Luft und natürlich ist die Tuba von der Handhabung anders als ein Tenorhorn. Die Umstellung dauert ein bisschen, ging dann aber. Ich habe den Wechsel tatsächlich bei meinem ersten Musiklehrer gemacht. Der hat alles unterrichtet, von Querflöte bis Tuba.

Die nächste Hochschule, die das Tubastudium angeboten hat, war in Würzburg, da habe ich mich dann für das Jungstudium eingeschrieben. Meistens hatte ich einmal in der Woche Unterricht. Da der Professor dort Tuba als Hauptfach unterrichtet hat, konnte ich sehr viel für mich daraus mitnehmen.

Meine ersten Erfahrungen habe ich dann im Bayerischen Landesjugendorchester gesammelt. Und da hat es dann auch »Klick!« gemacht und ich wusste, dass ich beruflich ins Orchester möchte. Studiert habe ich dann in Detmold. Danach war ich im Gewandhaus zu Leipzig in der Akademie, in der Karajan-Akademie bei den Berliner Philharmonikern und per Zeitvertrag kurz in Leipzig, bis ich dann im Januar 2023 ans Landestheater gekommen bin.

 

Was bedeutet denn »Akademie« in dem Fall?

Eine Orchesterakademie ist eine Möglichkeit für jüngere Musiker*innen, die Erfahrung im Symphonieorchester sammeln wollen. Es gibt das gleiche Schema wie in einem professionellen Orchester: Man macht ein Probespiel und wird dann in die Akademie aufgenommen. Für wie lange man aufgenommen wird, ist unterschiedlich. Bei mir waren es immer zwei Jahre. Ich habe dort vom jeweiligen Tubisten Unterricht bekommen und konnte auch bei Konzerten und Vorstellungen mitspielen und lernen. Leipzig und Berlin haben mir besonders gefallen, denn in Leipzig gab es sowohl den Opernbetrieb als auch Symphoniekonzerte und in Berlin saß ich dann zwischen Musiker*innen, die ich mir jahrelang vorher angehört habe. In den Akademien habe ich also extrem viel lernen können.

 

Und was ist aus deinem Tenorhorn geworden?

Für die Stadtkapelle in meinem Wohnort spiele ich nach wie vor Tenorhorn, das macht mir unheimlich viel Spaß. Wenn bei uns zum Beispiel ein Sommerfest stattfindet, dann kommt das Tenorhorn wieder zum Einsatz. Klar, wenn mal eine Tuba gebraucht wird, dann spiele ich auch Tuba, aber in der symphonischen Blasmusik macht mir das Tenorhorn mehr Spaß, weil es ein Melodie-Instrument ist.

 

Wie hart ist eigentlich der Stellen-Markt?

In den meisten Orchestern gibt es immer nur eine*n Tubist*in, darum ist es schon nicht einfach, an eine Stelle zu kommen.

In den kleineren Orchestern kann es vorkommen, dass Tubist*innen überhaupt nicht vertreten sind. Deswegen bin ich umso dankbarer, dass es diese Stelle hier gibt, ich das Probespiel gewonnen habe und hier sein kann!

 

Wie läuft so ein Probespiel denn ab?

Nach der Ankunft bekommen die Musiker*innen einen Raum zugewiesen, in dem sie sich einspielen können. Fünf Minuten bevor es losgeht wird man ausgerufen. Meist werden Nummern gezogen, damit fair entschieden werden kann, wer wann dran ist. Dann heißt es erst einmal warten.

Dann kommt es ein bisschen darauf an, was gesucht wird. Es gibt eine F- und eine B-Tuba, daher kommen wir immer mit zwei Instrumenten zu Probespielen. Es kann dann sein, dass man erst ein Probespiel-Konzert spielt oder dass man spezifische Passagen auf der F- oder B-Tuba spielen soll.

 

Ist die Tuba ein Orchesterinstrument oder ein Solo-Instrument?

Das ist ja das Schöne daran, dass sie so vielseitig ist. Die Tuba macht durch ihre Vielseitigkeit alles möglich. Im Orchester hat man die Möglichkeit, seine Kolleg*innen zu unterstützen, indem man den Klangteppich auslegt, auf den sie sich legen und den Klang dadurch mitentwickeln können. Aber solistisch kann man auch mit der kleinen F-Tuba glänzen.

Manche Komponist*innen, Wagner zum Beispiel, haben extra dazu geschrieben, ob die Kontrabass-Tuba, die B-Tuba oder die Bass-Tuba, also die F-Tuba, gewünscht ist. Aber in der Regel kann man sich aussuchen, was für die Situation besser passt – die Entscheidung trifft man dann mit der Musikalischen Leitung.

Manches ist auf dem einen Instrument einfacher, manches auf dem anderen. Ich wechsle in einem Symphoniekonzert auch mal innerhalb der Symphonie zwischen den Tuben hin und her. So sucht man sich für jede Situation das Beste aus.

 

Wie ist es für dich, kein Register, also keine Mitspieler*innen zu haben?

Im Orchester sitze ich immer neben der Bass-Posaune und zusammen mit den Trompeten und den Posaunen, darum fühle ich mich da schon sehr zugehörig. Natürlich gehöre ich streng genommen nicht zu den Posaunen, aber gemeinsam bilden wir das tiefe Blech. Dass mir eine Zugehörigkeit fehlt, merke ich zum Beispiel bei Probespielen: Da kann man endlich mal mit anderen Tubist*innen fachsimpeln und das vermisse ich schon, wenn ich als einziger Tubist im Orchester sitze. Aber es gibt ja auch Symphonien, in denen zwei Tuben drin sind und die geben dann schon ordentlich Dampf!

 

Haben deine Tuben Namen?

Nur eine, eine alte B-Tuba von mir. Das ist so eine kleine, dicke B-Tuba und die habe ich Berta genannt. Mit der habe ich auch das Probespiel hier gemacht.

Das war aber die einzige, der ich einen Namen gegeben habe.

 

Hast du irgendwelche Lieblings-Ensembles?

Was natürlich für die Blechbläser hier so eine »Offenbarung« war, war »German Brass«, weil sie aufzeigen, was mit Blasinstrumenten alles möglich ist. Das ist auf jeden Fall ein wegweisendes Ensemble für mich. »La Brass Banda« macht mir auch immer gute Laune.

Ich selbst spiele neben dem Orchester manchmal in Blasquintetten und mit meinem Bruder, der Trompeter ist, manchmal Duette, aber das sind eher spontane Geschichten.

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