Premiere: Freitag 10. November 2017, 19:30 Uhr Detmold, Grabbe-Haus
Dauer: ca. 80 Minuten ohne Pause
05231 / 974803
Raus aus dem Swimmingpool, rein in mein Haifischbecken
Schauspiel von Laura Naumann
Christiane wohnt, seit sie von ihrem Mann verlassen wurde, mit ihrer Tochter Moana und deren Freund Boris zusammen. Die routinierte Nachrichtensprecherin ist mit ihrer Arbeit unzufrieden, glaubt aber dennoch, die Welt verbessern zu können. Moana trimmt sich als jungdynamische Unternehmensberaterin selbst voll auf Leistung, während Boris, der gemobbte Flugbegleiter, seinen Job über den Wolken kaum mehr aushält. Keiner des Trios ist wirklich glücklich, doch alle machen weiter wie bisher: Christiane liest emotionsfrei ihren Text in den 20-Uhr-Nachrichten, trotz übellauniger Fluggäste serviert Boris weiter überfreundlich das Menü und Moana arbeitet im Karrierewahn bis zum Umfallen. Bis ein Unfall das Leben der drei plötzlich gehörig aus dem Trott bringt: Fragen nach der eigenen Identität werden wieder gestellt und scheinbar alternativlose Lebensentwürfe hinterfragt.
Die Dramatikerin Laura Naumann, mehrfache Preisträgerin beim "Treffen Junger Autoren" der Berliner Festspiele, hat mit "Raus aus dem Swimmingpool, rein in mein Haifischbecken" ein entlarvend tiefsinniges Stück über die Suche nach Anerkennung und (Lebens-)Sinn geschrieben, das durch unsentimentalen Charme und gnadenlosen Witz besticht.
Inszenierung: Charlotte Van Kerckhoven
Kräftiger Beifall und Bravorufe für ein ebenso witziges wie nachdenklich stimmendes Stück: Am Freitag hatte "Raus aus dem Swimmingpool, rein in mein Haifischbecken" in der Inszenierung von Charlotte van Kerckhoven Premiere im Grabbe-Haus.
Laura Naumann, Jahrgang 1989, gilt als Shooting-Star der Theaterszene. In ihrem mit witzigen Dialogen und treffenden Anspielungen gespickten Drama setzt sie sich mit der als "Burnout" bekannten Lebenserschöpfung auseinander.
In einer Wohngemeinschaft hausen Mutter Christiane, eine frustrierte Nachrichtensprecherin, und ihre Tochter Moana, die sich auf das Ersteigen der Karriereleiter konzentriert, ohne im Wahn der Selbstoptimierung ihr eigentliches Ziel benennen zu können. Gelegentlich kommt ihr Langzeitfreund Boris vorbei, dem sein Job als Flugbegleiter zum Halse heraus hängt.
Eine riesige blaue Plastikfolie über die gesamte Bühne gelegt (Ausstattung: Katherina Müller) dokumentiert die Wohltaten, aber auch die Gefahren des Wassers. Darin und darauf schwanken die Gestalten orientierungslos herum. (...)
Moana kollidiert mit einem Auto und bricht sich beide Arme. Christiane schreit ihren Frust in den Nachrichten heraus, was wiederum einen Shitstorm auslöst. Anschließend gibt sie sich die Kante und verletzt sich an den Scherben einer Rotweinflasche.
Den lädierten Frauen erscheint ein Wesen namens Nikita, dessen Geschlecht auch Boris später nicht eindeutig zu identifizieren vermag. Möglicherweise ist diese Gestalt als Verkörperung einer plötzlichen Erkenntnis über den falsch eingeschlagenen Lebensweg zu verstehen.
Die Sanftmut des Phantoms überträgt sich auf alle drei. Am Ende steht die Überzeugung, dass das bisherige Zusammenleben so schrecklich gar nicht war. (...)
Kerstin Klinder (Christiane), Marie Luisa Kerkhoff (Moana) und Stephan Clemens (Boris) bieten mit Lukas Schrenk (Nikita) die von ihnen gewohnten, tollen schauspielerischen Leistungen. Andrew Garsden steuert aufmunternde, aber auch bedrohliche Klänge bei.
(...)
Lippische Landes-Zeitung
- Christiane: Kerstin Klinder
- Moana: Marie Luisa Kerkhoff
- Boris: Stephan Clemens
- Nikita: Lukas Schrenk
- Inszenierung: Charlotte Van Kerckhoven
- Bühne: Katharina Müller
- Kostüme: Katharina Müller
- Dramaturgie: Marie Johannsen
- Regieassistenz: Jan Gustke
- Abendspielleitung: Jan Gustke
- Soufflage: Pia Leineweber
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